Mit den Terminen für die Umsetzung der EED aus dem Referentenentwurf begann sich die STEAG Fernwärme GmbH im Jahr 2019 intensiver mit dem Thema Fernauslesung zu beschäftigen. Bis dahin erfolgte die Ablesung jährlich manuell mit eigenem Personal. Dabei wurde ebenfalls die Fernwärmestation inspiziert. Um mehr als 12.500 Kundendaten in das Abrechnungssystem zu transferieren, hat der Versorger verschiedenste Übertragungswege analysiert und diverse Hersteller sowie deren Cloudlösungen verglichen. Für ein Gebiet mit 140 Zählpunkten, bestehend aus Ein- und Mehrfamilienhäusern plante die STEAG Fernwärme GmbH ein Pilotprojekt. Die Herausforderung an diesem Gebiet ist es, trotz der örtlichen Gegebenheiten alle Daten zu erfassen. Es handelt sich um ein Wohngebiet mit Ein- und Mehrfamilienhäusern in einem sehr engen Abstand zueinander. Dahinter schließt eine Allee an, gefolgt von einem Wall und einem dahinterliegenden Heizwerk des Wärmeversorgers, wo der Konzentrator installiert ist.
Kamstrup überzeugte mit seiner LinkIQ®-Lösung, einer neuen Technologie, die auf dem Wireless M-Bus-Standard basiert und für die drahtlose Kommunikation per Fixed Network zur Fernauslesung von elektronischen Wasser- und Wärmezählern entwickelt wurde. Mit nur wenigen Komponenten wird eine große Reichweite ermöglicht. „Nachdem das Fixed Netzwerk aufgebaut war, haben wir sofort alle Zähler empfangen, die direkt in das READy-Auslesesystem übertragen wurden – ein Erfolgserlebnis“, so Navin Bakhshi, Leiter Servicetechnik.
Auch wenn die weltweite Krise den Zeitplan etwas zurückgeworfen hat, da die Installation der Antennenanlage und des Konzentrators im Heizwerk und der Tausch der Wärmezähler beim Kunden ausgesetzt werden mussten, konnten diese Arbeiten ab Dezember 2020 durchgeführt werden. Das Fixed Network wurde im Februar 2021 in Betrieb genommen. „Die Betreuung seitens Kamstrup war spitze. Alles was seitens der Techniker zugesagt wurde, wurde eingehalten.“, sagt Bakhshi.
Mittlerweile ist das Pilotprojekt in einen Normalbetrieb übergegangen. 2022 sollen an weiteren Standorten LinkIQ®-Netzwerke aufgebaut werden. Zum Einsatz kommt hier der Wärmemengenzähler MULTICAL® 403.
Dort, wo der Wärmeversorger für den Aufbau eines Fixed Networks kein Heizwerk in der Nähe zur Verfügung hat, rüstet er Fernwärmestationen mit Wärmezählern mit einem Netzwerkmodul für die automatische Auslesung aus. Derzeit werden die Daten als CSV-Datei übertragen und in die transaktionsverarbeitenden Systeme eingespielt. Das soll künftig automatisch passieren. Bisher sind bereits 760 Zähler des Fabrikats MULTICAL® 603 installiert, bis Ende dies Jahres sollen 3.200 weitere folgen. Der Zählertausch erfolgt durch das eigene Personal.
Die STEAG Fernwärme GmbH interessiert sich auch für Technologien wie NB-IoT und LoRaWAN. Zukünftig werden daher verschiedene Systeme zum Einsatz kommen. Ein kompletter Umstieg auf fernauslesbare Zähler soll spätestens bis zum 1. Januar 2027 erfolgen. Zu den grundsätzlichen Anforderungen zur Erfüllung der EED, befasst sich der Wärmeversorger auch mit der Optimierung des Netzes. In Zukunft soll ein nützliches Tool wie die Analysesoftware Heat Intelligence eingesetzt werden. Das verschafft dem Versorger mehr Transparenz im Verteilnetz und ermöglicht es, Rücklauftemperaturen zu senken, Wärmeverluste zu minimieren und dadurch die Effizienz zu steigern.
Der regionale Energieversorger beliefert Privathaushalte, Großkunden und Immobilienunternehmen im Ruhrgebiet mit umweltfreundlicher Fernwärme, die zum großen Teil aus effizienter Kraft-Wärme-Kopplung gewonnen wird. Die STEAG Fernwärme GmbH ist eine Tochter von STEAG (51 %) und MEAG (49 %). Insgesamt versorgt das Unternehmen ein 680 km langes Leitungsnetz mit 12.500 Kundenanlagen. Pro Jahr wächst der Versorger um etwa 250 Kunden.
Jährlich werden 1,6 Mrd. Kilowattstunden Wärmeenergie zur Verfügung gestellt, das entspricht einem Bedarf von mehr als 275.000 Haushalten.
Seit 25. Oktober 2020 müssen neu installierte Zähler fernauslesbar sein und alle 3 Monate ausgelesen werden. Am 1. Januar 2022 ist der nächste Stichtag, ab diesem die Daten von fernauslesbaren Zählern den Verbrauchern monatlich zur Verfügung gestellt werden müssen. Und mit 1. Januar 2027 muss der gesamte Zählerbestand auf fernauslesbare Zähler bei monatlicher Auslesung umgestellt sein. Die Umsetzung in nationales Recht ist in Deutschland zum Zeitpunkt des Verfassens noch in der Entwurfsphase. Mit der Energieeffizienz-Richtlinie haben sich die EU-Staaten dazu verpflichtet, den Energieverbrauch von Immobilien zu reduzieren. Verbraucher sollen durch mehr Transparenz motiviert werden, bewusster mit Energie- und Wasserressourcen umzugehen.
linkIQ® ist eine neue Technologie, die auf dem Wireless M-Bus-Standard basiert und von Kamstrup für die drahtlose Kommunikation per Fixed Network zur Fernauslesung von elektronischen Wasser- und Wärmezählern entwickelt wurde. linkIQ® ermöglicht ein zuverlässiges Netzwerk mit einer großen Reichweite und nur wenigen Komponenten. Wie der bekannte Wireless M-Bus-Standard nutzt auch linkIQ® das Frequenzband ISM1 868 MHz. linkIQ® ist so gestaltet, dass Störungen durch andere Einheiten vermieden werden. Außerdem unterstützt es die Europäische Norm für die Wireless M-Bus-Kommunikation, EN13757-4 Modus C. Dadurch kann linkIQ® Zähler auslesen, die diesem Standard entsprechen, unabhängig vom Hersteller.
Die 2G/4G Network Module von Kamstrup für die Montage in den Wärmezählern MULTICAL® 603 und 803 sind Plug and-Play-Module, die die Übertragung von Daten ohne weitere Konfiguration in weniger als 30 Sekunden nach dem Anschluss an das Stromnetz starten. Das mobile Netzwerkmodul verwendet die vorhandenen europäischen mobilen 2G und 4G-Infrastrukturen für die regelmäßige Übertragung von Daten aus dem Energiezähler bis zum Head-EndSystem (HES) und zum Zählerdatenmanagementsystem (MDM) alle 5/15/60 Minuten - rund um die Uhr. Daten, die vom Zähler auf das MDM-System übertragen werden, sind durch die End-to-End-Verschlüsselung geschützt. Wenn die Verbindung zum Netzwerk und zum MDM-System verloren geht, protokolliert das Modul weiterhin Werte und überträgt die fehlenden Werte, sobald die Verbindung wieder hergestellt wurde. Sie können beispielsweise Stundenwerte der letzten 30 Tage übertragen.
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