Der Mensch verlässt ungern gewohnte Pfade und alteingesessene Strukturen, Prozesse und Abläufe, die ihn jahrelang verlässlich an sein Ziel gebracht haben. Doch es kommen Zeiten, in denen das Vertraute und Gewohnte nicht mehr mit der Realität mithalten kann. Wir erleben gerade, wie wir uns neuen Gegebenheiten anpassen müssen. Herausforderungen wie Pandemien, Klimawandel, Wasserknappheit, wachsende Bevölkerungszahlen und erhöhter Energiebedarf werden sowohl die Nachfrage als auch die Verfügbarkeit und Verteilung von Wasser sowie die Anforderungen an die Wasserinfrastruktur in den kommenden Jahrzehnten verschärfen.
Globale Erwärmung, ausbleibender Regen und viele weitere Faktoren machen die Ressource Trinkwasser knapper. Das hat die Diskussion, wer wann, wieviel, in welcher Reihenfolge nutzen darf und wer wann, wieviel genutzt hat und wieviel noch verfügbar ist, europaweit bereits angefacht. Für eine zukunftsfähige Wasserwirtschaft sind internationale, nationale und lokale Wasserstrategien daher unerlässlich.
In der Wasserversorgung besteht die Möglichkeit, anhand von Wissen über Wasserverluste oder unproportionale Verbrauchsmengen, einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Ressource Wasser zu leisten. Nicht nur die Umwelt profitiert von den digitalen Möglichkeiten, es verschafft dem Wasserversorgungsunternehmen Kontrolle, schützt die Mitarbeiter und erhöht die Wirtschaftlichkeit im System. „Durch die IT-gestützte Übernahme repetitiver Prozesse kann die Wirtschaftlichkeit verbessert werden, durch den bedarfsgerechteren Einsatz von Betriebsstoffen die Nachhaltigkeit, durch digitale Serviceprozesse der Kundenservice oder durch eine erhöhte Transparenz der Prozesse mittels verbesserter Sensorik die Qualitätsüberwachung erhöht werden“, stellt Dr. Wolf Merkel, DVGW-Vorstand, in einem Interview über das Digitalisierungstempo in der Versorgungsbranche im Zuge der Pandemie fest. Versorgungsunternehmen stehen vor der großen Aufgabe, sich mit digitalen Lösungen für analoge Herausforderungen auseinanderzusetzen und sich der digitalen Transformation zu öffnen.
Das Herzstück einer digitalen Wasserversorgung ist der elektronische Zähler. Dabei geht es um mehr als reine Verbrauchsmessung. Der innovative Vorreiter in Sachen intelligenten Messlösungen, das dänische Unternehmen Kamstrup, bietet sogar als einziges Unternehmen auf dem Markt einen elektronischen Ultraschall-Wasserzähler an, der Leckagen vor dem Zähler im Verteilnetz detektiert. Mittels Ultraschall werden Geräuschmuster im Wasser erfasst und der niedrigste Geräuschwert aufgezeichnet. Dadurch lassen sich Hintergrundgeräusche, wie zum Beispiel oberirdischer Verkehr, herausfiltern. Die Geräuschermittlung erfolgt über den Schall im Medium Wasser, unabhängig vom Material des Leitungsnetzes. Ausgestattet ist die Neuheit zusätzlich mit den intelligenten Alarmen, um Leckagen, Rohrbrüche und andere Unregelmäßigkeiten wie Manipulationsversuche oder Rückflüsse schnell zu erkennen.
Dadurch lassen sich nicht nur Wasserverluste und Begleitschäden minimieren – Versorger können durch diese Informationen auch einen proaktiveren Kundenservice anbieten.
Mit Fernauslesung werden Ablesekarten und Verbrauchsschätzungen überflüssig. Erfahrungsgemäß benötigt ein Versorgungsunternehmen je nach Größe des Versorgungsgebietes im Durchschnitt zwei Monate zur Auslesung aller Zähler. Mit der Fernauslesung reduziert sich diese Zeit auf durchschnittlich zwei Tage. Der Zeitaufwand für die Leckagesuche verringert sich auf ca. ein Drittel der ursprünglichen Zeit. Ein weiterer Nutzen der Digitalisierung lässt sich bei der Wartung und Instandhaltung der Versorgungsnetze erkennen. Eine Analyse-Software ermöglicht es mittels Daten einen kompletten Überblick über ein Versorgungsgebiet zu erstellen, bei dem Informationen über Durchflüsse, Verbräuche oder Wasserverluste abgerufen werden können. Auch leistungsschwache und renovierungsbedürftige Leitungen werden angezeigt, was dem Versorger die Planung von Instandhaltungsmaßnahmen erleichtert.
LoRaWAN ist eine Low Power Wide Area Network Spezifikation für drahtlose batteriebetriebene Systeme in einem regionalen, nationalen oder auch globalen Netzwerk. LoRaWAN zielt dabei auf die wichtigsten Anforderungen des Internet der Dinge (IoT) ab, beispielsweise bidirektionale Kommunikation, Lokalisierung und Mobilität von Dienstleistungen. Kamstrup bringt gemeinsam mit der GELSENWASSER AG, einem der größten Wasserversorger in Deutschland, und der PHYSEC GmbH einen elektronischen Trinkwasserzähler mit LoRa TLS-Kommunikationsmodul auf den Markt. Die LoRaWAN Kommunikationstechnik wird bereits in der Praxis in der Stadt Gelsenkirchen getestet, ab Anfang 2022 werden 25.000 Stück eingesetzt.
Kommunikationstechnologien für die intelligente Wassermessung