Wasser
Akustische Leckageerkennung (ALD)
Nachhaltigkeit
Wasserverluste
Digitalisierung

Wenn das Erkennen von Wasserverlusten zum Kinderspiel wird: Effektive Reduktion von Wasserverlusten dank modernster Technologie

Stadt Groß-Umstadt, Deutschland

Für die Wasserversorgung Groß-Umstadt war es lange Zeit eine Herausforderung, Wasserverluste im Verteilnetz zu identifizieren. Oft konnte erst reagiert werden, wenn Leckagen oder Rohrbrüche offensichtlich wurden. Die Umstellung auf die flowIQ® 2200 Wasserzähler von Kamstrup mit akustischer Leckagedetektion bedeutete für Groß-Umstadt einen Quantensprung in Sachen Ressourcenschonung und Effizienz. 

Groß-Umstadt, auch bekannt als das nördliche Eingangstor zum Odenwald und die "Odenwälder Weininsel" im Weinanbaugebiet Hessische Bergstraße, ist eine historische Kleinstadt mit neun Stadtteilen und rund 22.150 Einwohnern. Die Wasserversorgung deckt ca. 7.000 Hausanschlüsse ab.

Herausforderungen und Lösungen 

Vor der Umstellung auf die elektronischen Zähler setzte das Versorgungsunternehmen analoge Nassläufer, Verbundwasserzähler und Woltmannzähler ein. Der Umstieg auf die flowIQ® 2200 Zähler im Jahr 2021 hatte vielschichtige Gründe. Ein zentraler Aspekt war die einfache und effiziente Feststellung von Wasserverlusten, ein Vorteil, mit dem die Zähler von Kamstrup in der Ausschreibung punkten konnten. Die neuen Zähler bieten zudem höchste Datensicherheit nach europäischen Datenschutzstandards (DS-GVO) sowie wirtschaftliche Vorteile durch mögliche Eichzeitverlängerungen. 

Im Versorgungsgebiet zum Einsatz kommen die Zählertypen MULTICAL®21, flowIQ®2200, flowIQ®3100 und flowIQ®4200 (insgesamt DN 20 bis DN 150), die im READy Manager (Drive-by) mit einer drahtlosen M-Bus-Lösung ausgelesen werden. Zusätzlich werden Systemhosting und Support sowie die Software Leak Detector mit Pipeline-Integration von Kamstrup bereitgestellt. 

Effizienter, genauer und service-orientierter

Der Gesamt-Rollout war Mitte 2022 abgeschlossen, und die Stadt profitiert von zahlreichen Vorteilen: 

  • Gezielte Unterstützung bei der Kontrolle des Rohrnetzes 
  • Präzise Messung des tatsächlichen Wasserverbrauchs 
  • Besserer Überblick über Verluste, Verkauf und Förderung
  • Höhere Nachhaltigkeit: Weniger Wasserverluste senken die Energiekosten und schonen das Wasserdargebot
  • Zeitersparnis und Effizienz – vereinfachte Abwicklung der Jahresabrechnung und Verkürzung des Zeitraums, Vermeidung von fehlerhaften Ablesungen
  • Im Bedarfsfall schnelle Lokalisierung von Leckagen, was früher Stunden oder sogar Tage in Anspruch nahm
  • Zählereinsatz von mind. 12 Jahren durch Eichzeitverlängerung 

Benefits bis zum Endkunden

Auch für die Endkunden ist der Rollout ein Gewinn. Mithilfe von Infocodes kann der Versorger regelmäßig 400 bis 500 Bürger pro Jahr über Leckage-Alarme informieren, um ihre Hausinstallation zu prüfen und wertvolles Trinkwasser und Kosten einzusparen. Positive Rückmeldungen der Endkunden bestätigen den Mehrwert dieses Serviceangebots. 

Zudem sind die Infocodes direkt am Zählerdisplay für die Endkunden einsehbar, was zusätzlich Transparenz schafft. Die Einführung elektronischer Zähler hat die Zahl der Einsprüche bei der Jahresabrechnung deutlich reduziert und das Vertrauen der Endverbraucher gestärkt. Das bedeutet darüber hinaus einen verringerten Arbeitsaufwand für den Versorger. 

Insgesamt haben die Maßnahmen zu einer deutlichen Reduktion der Wasserverluste geführt, mit weiter sinkender Tendenz.

Akustische Leckagedetektion und Erfolge in Zahlen

Neben der Erkennung von Wasserverlusten auf der Konsumenten-Seite, erkennen die Wasserzähler flowIQ® 2200 auch Leckagen und Rohrbrüche im Leitungsnetz. „Im Bedarfsfall wird das Gebiet mit READy Drive-by abgefahren. Durch die Kamstrup eigene Software Leak Detector lässt sich anschließend feststellen, ob der Schwerpunkt auf Leckagen im Leitungsnetz oder nach dem Hausanschluss liegt“, äußert sich Hans Jürgen Bahlecke, Wassermeister. Die Zähler-Technologie nutzt Ultraschall, um Geräuschmuster im Wasser zu erfassen und den niedrigsten Geräuschpegel aufzuzeichnen. So können Hintergrundgeräusche wie oberirdischer Verkehr herausgefiltert werden. Die Geräuschanalyse ist dabei unabhängig vom Leitungsmaterial und basiert ausschließlich auf Schallwellen im Wasser. 

„Von 2022 auf 2023 konnten die Wasserverluste vor dem Wasserzähler um 28.000 m³ reduziert werden – einen Großteil dieses Erfolgs schreiben wir dem Einsatz der flowIQ® 2200 Zähler zu“, sagt Björn Mattheß, Betriebsleiter. Ein aktuelles Beispiel belegt die Wirksamkeit der Technologie: Auf einer Hauptversorgungsleitung nahmen Wasserzähler bis zu 25 Meter vom Rohrbruch entfernt, ein Geräusch wahr, das auf einen Wasserverlust hinwies. Die Grafik links zeigt, wo sich der Wasserrohrbruch befand und welche Zähler diesen registriert haben. Ohne die Funktion der akustischen Leckagedetektion wäre dieser Schaden nicht bemerkt worden und hätte im Laufe eines Jahres zu einem Verlust von mehr als 100.000 m³ Wasser führen können. Diese Fallstudie zeigt eindrücklich, wie wichtig die Prävention von Wasserverlusten ist.

Die Funktion der akustischen Leckagedetektion erweist sich für Groß-Umstadt als äußerst nützlich: 

"Die akustische Leckagedetektion ist für uns ein unverzichtbares Werkzeug geworden. Dank dieser Technologie konnten wir bereits zahlreiche Rohrbrüche identifizieren, die zuvor unentdeckt geblieben wären. Sie ermöglicht es uns, nicht nur Folgeschäden zu begrenzen, sondern auch einen proaktiven Kundenservice anzubieten“, so der Betriebsleiter.

Gezielte Leckagesuche mit dem Leak Detector

Mit dem Leak Detector können Leckagen im Netz präzise und effizient identifiziert werden. Die Software ermöglicht eine intuitive Visualisierung und Analyse der Geräuschdaten von flowIQ® 2200 Wasserzählern. Dank eines fortschrittlichen Algorithmus interpretiert das System automatisch die Geräuschdaten im Zeitverlauf und identifiziert Zähler mit einem hohen Leckagerisiko.

Die Veränderungen der von den Wasserzählern erfassten Geräuschmuster werden in der Software anschaulich grafisch dargestellt.

Das Praxisbeispiel aus Groß-Umstadt, das links dargestellt ist, zeigt, wie ein Wasserrohrbruch auf der Hauptversorgungsleitung mithilfe der Software analysiert wurde. Deutlich erkennbar sind der Anstieg des Geräuschpegels beim Auftreten des Rohrbruchs und der Rückgang der Geräuschmuster nach der Reparatur.

Zukunftsvision: Nachhaltige Wasserversorgung 

Mit der nahezu vollständigen Digitalisierung der Wassermessung (99,8 %) hat Groß-Umstadt die Gegenwart schon zur Zukunft gemacht.  „Im Fokus steht für uns die Nachhaltigkeit, um die Wasserversorgung für die nächsten Generationen zu sichern“, betont Mattheß. 

Fazit 

Sinkende Wasserverluste bedeuten nicht nur Einsparungen für die Stadt, sondern auch geringere Energiekosten bei der Wasseraufbereitung und leisten damit einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz.  

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