Beitrag erstellt am Donnerstag, 30. Januar 2020 von Benny Nielsen
Wenn Sie Daten benötigen, sind elektronische Zähler das Mittel der Wahl
In Herning, Dänemark, sind Daten sehr wertvoll. In nur 12 Monaten hat der Wasserversorger, der 18.000 Haushalte mit sauberem, qualitativ hochwertigem Wasser beliefert, nicht gemessenes Wasser reduziert, den Kundenservice verbessert und Prozesse optimiert. Und das ist erst der Anfang.
Mithilfe von Daten haben wir in 12 Monaten die Kontrolle zurückgewonnen
Unter Wasserversorgern weckt Digitalisierung die Hoffnung auf Prozessoptimierung, eine bessere Basis für das Asset-Management und einen proaktiveren Kundenservice. Das klingt alles vielversprechend. Doch was davon ist heiße Luft und was entspricht der Realität? Ich wurde gebeten, auf der IoT Week 2019 in Aarhus die Ergebnisse zu präsentieren, die wir durch die Implementierung von elektronischen Wasserzählern, einer Kommunikationsinfrastruktur und dem Analyse-Tool Water Intelligence erzielt haben. Im Folgenden finden Sie die Highlights meiner Präsentation. Diese zeigen, dass die Kombination aus zuverlässigen Daten und unserem Wunsch, sie in die betriebliche Praxis umzusetzen, zu konkreten Resultaten führt.
Die Kontrolle zurückgewinnen
Herning ist eine dänische Stadt im Zentrum von Jütland. Unser Unternehmen versorgt 66.000 Menschen über ein 800 Kilometer langes Netz mit sauberem Wasser. 2015 entschlossen wir uns für eine Digitalisierungsstrategie, wollten mehr Kontrolle über unsere Assets haben und einen proaktiveren Kundenservice bieten können. In unserer Planungs- und Projektabteilung wollten wir die Kontrolle zurückgewinnen, anstatt nicht oder nur unzureichend zu wissen, was in unserem Verteilnetz passiert. Genau das haben wir dank elektronischer Zähler von Kamstrup und eines vollautomatisierten Fernauslesesystems erreicht.
Jetzt konzentrieren wir unsere Anstrengungen auf Leckagen
– wir trennen somit Wichtiges von Unwichtigem
Während des Installationsprozesses haben wir in Zusammenarbeit mit Kamstrup die Stadt und die umliegenden Versorgungsgebiete in Bereiche aufgeteilt. Pro Bereich erfolgt die Messung über einen größeren Zonenzähler. Durch den Vergleich zwischen der Menge des eingespeisten und des verbrauchten Wassers berechnet Water Intelligence für jeden Bereich automatisch eine Wasserbilanz. Anhand dieser Wasserbilanzen haben wir zwei Gebiete ausfindig gemacht, in denen 30 % des gelieferten Wassers aufgrund von Leckagen und undichten Ventilen nicht erfasst werden konnte.
Mit unserem neuen System wollten wir eine Übersicht über unsere Prozesse und eine Basis für die Kontrolle von Wasserverlusten. Dieser Ansatz hat sich für die Aufgabe als äußerst erfolgreich erwiesen. Jetzt konzentrieren wir unsere Anstrengungen auf Leckagen in einzelnen Gebieten. Wir trennen also Wichtiges von Unwichtigem. Nach nur 12 Monaten im operativen Betrieb haben wir die Leckagen von 8,5 % auf circa 6 % reduziert. Neben dem proaktiven Umgang mit Wasserverlusten haben wir zwei Fehler in Rückschlagventilen identifiziert. Damit ließ sich der Energieverlust reduzieren, der durch den Bypass und zwei offene Ventile, die eigentlich geschlossen sein sollten, verursacht wurde. Wir können auf fortlaufende Temperaturmessungen zugreifen. Im Falle von Rückflüssen, Manipulationsversuchen und trockenliegenden Zählern werden wir dann durch Alarme benachrichtigt.
Von der Planung zur Umsetzung in weniger als zwei Jahren
Es gibt einen großen Unterschied zwischen der Investition in mechanische Zähler und der Investition in ein eigenes komplettes Kommunikationsnetzwerk mit elektronischen Zählern, Datenerfassung und Analysesoftware. Wir begannen unsere Planung, indem wir Ziele festlegten, was wir mit unserem neuen System erreichen wollten.
- Eine Übersicht über die einzelnen Prozesse, zum Beispiel für Energie- und Wasserverluste.
- Eine Basis für die Kontrolle von Risiken, wie Rohrbrüche und Leckagen.
- Bessere Grundlagen für künftige Investitionen.
- Bessere Einnahmensicherung basierend auf reduzierten Verlusten aufgrund von Zahlungsausfällen und einer genaueren Basis für die Abrechnung.
Die eigentliche Implementierung der vollständigen Lösung dauerte nur 10 Monate: vom Beginn der Ausschreibung im August 2016 über das Festlegen der von uns bevorzugten Lösung im Mai 2017 bis zur Installation von 18.000 elektronischen Zählern und einer kompletten Infrastruktur für die Fernauslesung. Von dem Moment, als wir uns für eine Lösung entschieden, bis zum Normalbetrieb vergingen lediglich 19 Monate.
Wir nutzen nun das Potenzial von Big Data
Im Verwaltungsbereich unseres Unternehmens haben wir jährliche Einsparungen von 2,8 % unserer Gesamtinvestition erzielt. Diese Einsparungen kommen zustande durch die Bereinigung unseres Kundenstamms, Abstellen des Wassers für säumige Zahler und verbesserte Abrechnungen für Eigentümer und Mieter. Wir haben den Abrechnungsprozess erheblich optimiert, da wir unsere Zähler nicht manuell auslesen müssen. Auf diese Weise lassen sich sowohl Jahresabrechnungen als auch umzugsbedingte Abrechnungen völlig unkompliziert durchführen.
Bevor wir uns für Kamstrup als unseren Lösungsanbieter entschieden haben, gab es einige Bedenken, was die Lösung betrifft. Nicht nur dass der Preis für die Hardware höher ausfiel. Auch die benötigte Infrastruktur war umfangreicher als anfangs erwartet und somit wesentlich teurer als eine Investition in mechanische Zähler. Zudem bereitete uns Sorge, dass die zu implementierende Technologie durch neue Entwicklungen während der 16-jährigen Laufzeit des Projekts technisch überholt werden würde. Aber alleine das erste Betriebsjahr zeigt bereits, dass unser Umgang mit Daten und Digitalisierung zu Ergebnissen führt, die das Investment für uns profitabel machen.